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Die Sonne verschwindet langsam hinter den Baumwipfeln des nahen Waldes, frühlingshafte Abendstimmung kommt auf. Das Wasser der Zwettl hat noch nicht mehr als 7°C, alle Fischbewegungen sind demnach noch aufs Minimum reduziert. Dort und da zwar schon die ersten Ringe an der Wasseroberfläche aber von wahrer Fressaktivität weit entfernt, was auch an den kaum vorhandenen fliegenden Insekten liegt.

Seit Tagen habe ich vor, eine unscheinbare Außenkurve mit der Fliegenrute zu befischen. In den letzten Jahren konnte ich dort in einer tiefen Rinne unter einem Strauch immer wieder große Aitel beobachten, denen möchte ich nun auf die Schuppen rücken.

Die erste Schwierigkeit ist das möglichst unbemerkte Anpirschen, im Moment noch nicht so dramatisch, da die großwüchsigen Pflanzen wie Brennnessel, Springkraut und Co noch nicht entwickelt sind. Die alten dürren Stauden vom Vorjahr gilt es aber schon zu durchbrechen. Eine Pirsch flussauf ist sinnlos, der niedrige Pegel sowie das klare Wasser veranlassen die Fische schon weit außer meinem Blickfeld vor mir zur Flucht. Ein weiterer Grund, die Stelle nicht watend zu erreichen, sind die Eier der Äschen die im Sediment liegen, die möchte ich keineswegs zerstören.

Endlich erreiche ich die Stelle in leicht gebückter Haltung, die ersten Fische kann ich bereits ausmachen. Etliche kleine Aitel bis ca. 30cm aber auch sechs richtig dicke Burschen patrouillieren in der Kurve auf und ab. Wer denkt ich beginne sofort mit einem Wurf, der irrt. Keine genauere Beobachtung dieser Situation, führt in der Regel zum Misserfolg. Aitel sind ohnehin sehr scheue Fische, die momentanen äußeren Umstände erschweren die Lage zusätzlich. Bald erkenne ich ein Muster sowie eine Rangordnung, wie die Fische an einer kleinen Stelle, etwas abseits vom eigentlichen Einstand, Nahrung aufnehmen. Die halbwüchsigen Fische steigen immer zuerst aus der Rinne empor, nehmen kurz Nahrung auf und verlassen den Fressplatz schlagartig sobald ein großer Fisch auftaucht. Ich beobachte dieses Verhalten etliche Male bis ich mir die ersten Gedanken über den richtigen Köder mache. Bis dato fraßen die Fische nichts von der Oberfläche, deshalb griff ich gleich zu meinen Nymphen. Ich knote eine kleine, dunkle Köcherfliegenlarvenimitation an ein 2m langes Vorfach mit einer 16er Spitze. Die Wahl der Vorfachlänge sowie der Schnurstärke war in diesem Fall eine absolute Gratwanderung. Bei dem klaren Wasser wäre feiner sicher besser, das Totholz wohin ein gehakter Fisch sofort flüchten wird, zwingt mich aber zu etwas mehr Durchmesser. Die „Kürze“ des Vorfachs ergibt sich zwangsläufig durch die Breite des Baches an dieser Stelle, kaum 5m ist die Zwettl hier breit.

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Nun holte ich zum ersten Wurf aus, zielsicher hake ich den ersten überhängenden Ast über der tiefen Rinne. Na toll, das ganze vorsichtige Anpirschen umsonst, die Fische verkrümeln sich ins Totholz. Es dauerte aber nicht lange bis ein einzelner Fisch zur Futterstelle schwimmt, das war aber kein Aitel, nein es war eine alte Bekannte. „Meine“ Bachforelle vom Vorjahr, ca. 45cm dürfte sie nun schon haben, toller Fisch. Endlich landet die Nymphe punktgenau am oberen Ende der Futterrinne, die Drift beginnt, die Forelle schert leicht aus, Anhieb, daneben. War wohl nicht meine Nymphe die da inhaliert wurde.

Nun kommen die Würfe nahezu perfekt, die Aitel lassen sich auch wieder blicken. Nur die Nymphe findet keinen Abnehmer. Ich experimentiere mit anderen Nymphen, der Erfolg bleibt aber aus. Nach knapp einer Stunde am Platz versuche ich einen Wurf knapp unter einen überhängenden Ast, dieser gelingt perfekt, die Nymphe sinkt und in diesem Moment hebe ich die Rutenspitze kurz an. Das bringt den gewünschten Effekt, ein großes Aitel steigt der Nymphe nach, kurz blitzt das weiße Maul auf und ich setze den Anhieb. Sofort spüre ich den starken Fisch, der Drill ist aber nur von kurzer Dauer, die erste Flucht endet im Totholz. Dennoch bin ich sehr zufrieden, konnte ich doch den „Schlüssel“ finden um einen dieser scheuen Fische an den Haken zu bekommen.

Mittlerweile ist es dunkel geworden, an ein weiterfischen ist aber ohnehin nicht zu denken, der Tumult am Fressplatz war zuviel des Guten, die Dickköpfe sind wieder im Totholz verschwunden.

Infos zu “Indianerfischen an der Zwettl”

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